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Inspiration

that’s it!!

Rückblick…

 

Heute ist mein freier Tag. Ich stehe auf, für meine Verhältnisse relativ früh und mache ein bisschen Haushalt. Die Wohnung ist etwas chaotisch. Haben wir nicht gestern erst aufgeräumt und geputzt? Oh nein, das ist auch schon wieder ein paar Tage her. Ich räume also alles auf, staubsauge, mache eine Maschine Wäsche an und packe meine Sachen, um später zu meinen Eltern zu fahren. Ich hab ihnen gesagt, dass ich am frühen Abend heim kommen werde, weil ich mich vorher noch mit Nina, einer Kollegin und mittlerweile guten Freundin, verabredet habe.

Nina ist erst zurück gekommen von ihrem Trip nach Australien. Sie hat dort ihre Gastfamilie und ihre Freunde besucht für einige Wochen. Nina ist nach ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin erst einmal als Au Pair nach Australien gegangen für einige Monate. Ich bewundere sie dafür, denn so etwas wollte ich auch immer machen, nur leider war das eher ein weit entfernter Traum. Nach dem Abitur habe ich direkt die Ausbildung angefangen und außerdem hatte ich zur der Zeit noch einen Freund, L., meine große Jugendliebe! Heute bereue ich es, meinen Traum nicht doch verfolgt zu haben. Die Ausbildung hätte ich auch ein Jahr später beginnen können und die Beziehung ging während der Ausbildung auch in die Brüche. Warum stellt man sich selbst selten an erste Stelle? „Du kannst nicht nichts machen nach dem Abi!“, höre ich die Stimmen meiner Eltern in meinem Kopf. So oft haben sie das gesagt und deshalb fing ich damals schon früh an zu überlegen, was ich nach der Schule machen könnte. Aber muss man mit 18/19 schon wissen, was man den Rest seines Lebens beruflich machen möchte? Sollte man sich nicht erst einmal selbst finden können? Damals fand ich es ist eine super Idee, ins Krankenhaus zu gehen, in beruflicher Hinsicht. Das Praktikum in der 9. Klasse hatte ich in einer Kita absolviert. Das fand ich super langweilig, auch wenn mir die Arbeit mit den Kleinkindern und Säuglingen gefiel! In der 10. Klasse gab es dann noch einmal ein kurzes Praktikum von ein paar Tagen, welches ich dann in einem Krankenhaus absolvierte. Kinderstation, Neugeborenenzimmer. Zu der Zeit gab es noch ein kleines Zimmer, indem die ganzen gesunden Neugeborenen lagen, wenn ihre Mütter schliefen oder einfach einmal Ruhe brauchten während des Wochenbettes, sprich: fast den ganzen Tag. Wieso konnten sie ihre Babys einfach abgeben? Ist es nicht das schönste Gefühl, sein eigenes Baby ansehen zu können?

Ich fand es super cool, diese weiße Kleidung zu tragen und in der Pause in die Kantine gehen zu können mit den anderen Praktikanten. Zu blöd nur, dass das nicht die eigentliche Realität im Krankenhaus war. Ich fühlte mich jedenfalls super wichtig! Und ist es nicht gut, beruflich etwas für das Allgemeinwohl zu tun und mit Menschen zu arbeiten? Ich empfand es damals so. Also entstand über die Jahre hinweg der Wunsch, im Krankenhaus eine Ausbildung zu machen! Außerdem liebte ich ja auch Grey’s Anatomy. Wie gerne hätte ich mein Vergangenheits-Ich nun gefragt, ob ich denn wirklich glauben würde, dass das der Realität auch nur annähernd entsprechen könnte… Nebenher arbeitete ich, während der Schulzeit in der Gastronomie, um mir etwas zum Taschengeld dazu zu verdienen. Ich arbeitete auf der Anna Kirmes in Düren in einem Bierwagen und schenkte manchmal 12 Stunden am Stück Bier, Softdrinks und Sekt aus. Ohne Pause und mit unter allen aufgeteiltem Trinkgeld. Ich weiß noch, wie ich am Ende der Kirmeszeit bei meinem damaligen Freund auf der Couch lag und er mir Waschlappen um die Füße wickeln musste, weil sie mir so entsetzlich weh taten. Dann stand ich bei Stadtfesten und beim Public Viewing während der Fußball Europameisterschaft ebenfalls im Bierwagen und ich arbeitete als Servicekraft in einem Restaurant an einem Aussichtspunkt. Ich hasste es und so hörte ich damit nach ein paar Monaten wieder auf. Für mich stand fest: Auf gar keinen Fall in die Gastronomie gehen! Mein Ausbildungswunsch festigte sich immer mehr…

Als Nina am Mittag dann bei mir eintrifft, strahlt sie über das ganze Gesicht. Sie sieht erholt aus und gut gelaunt. In unserer Wohnung stehen ihre Pflanzen, denn auf sie haben wir aufgepasst, während sie in Australien im Urlaub war. Eine davon ist leider kurz nach ihrer Abreise eingegangen, aber das sei nicht so schlimm, sagt sie.

Wir begrüßen uns herzlich und ich bitte sie ins Wohnzimmer. In der Hand hält sie zwei Packungen Tim Tams, mit einer Schleife drum. Die habe sie uns mitgebracht von ihrer Reise. Das sei eine typische australische Süßigkeit. Ich mache natürlich sofort eine der beiden Packungen auf und zum Vorschein kommen mit Schokolade überzogene Kekse. Yummie! Ich könnte auf der Stelle die ganze Packung aufessen. Es dauert dann nicht lange, da fängt Nina an von ihrer Zeit in Australien zu erzählen. Von der wunderschönen Umgebung, von den Häusern ihrer Gasteltern, von den unglaublich schönen Sonnenuntergängen und von der Zeit mit ihren Freunden dort. Passend dazu schauen wir uns die Bilder von ihrem Stick an, den sie extra mitgebracht hat. Wow! So etwas schönes hab ich selten gesehen! Wir schauen uns gefühlte 1000 Bilder von Sonnenuntergängen und dem Meer an. Ich kann mich gar nicht satt daran sehen! Ein Bild gefällt mir besonders gut. Dort steht Nina mit dem Rücken zur Kamera, angelehnt an einen Pfeiler vom Haus, vor einem Pool und blickt auf das Wasser am Hafen Richtung Sonnenuntergang. Zu dem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass ich genau dieses Bild noch Monate vor Augen haben werde. Sie erzählt mir wie schön Darwin, der erste Heimatort ihrer Gastfamilie, bevor sie nach Melbourne umziehen mussten, ist und dass sie vom Haus heraus auf den Hafen von Darwin sehen konnte. Unvorstellbar – jeden Tag am Wasser aufzuwachen und abends solch wunderschöne Sonnenuntergänge sehen zu können! Ich beneide sie so sehr! Wir unterhalten uns lange über den wunderschönen Strand dort, dass man ihn wegen der Krokodile nicht betreten darf und welche Tiere ihr sonst noch so in der Zeit begegneten. Die meiste Zeit staune ich nur und lasse sie erzählen. Eigentlich hätte ich merken müssen, dass sich in diesem Moment ein Gedanke in meinen Kopf pflanzte, der in den nächsten Tagen und Wochen größer und größer wachsen würde…

Nachdem Nina alle ihre Pflanzen in ihr Auto gepackt hat und wir uns verabschiedet haben, lässt sie mich mit einem komischen Gefühl zurück. Irgendetwas ist anders. Nur was? Ich fühle mich aufgeregt, glücklich und traurig zugleich. Was ist los?

Ich fahre zu meinen Eltern und habe während der einstündigen Fahrt die ganze Zeit dieses Bild vor Augen: ein Sonnenuntergang, Palmen, Wasser, Boote. Als ich ankomme, frage ich mich wie schnell die Fahrt vorüber ging und versuche mich an den Weg zu erinnern. Aber alles woran ich mich erinnern kann ist dieses Bild. Auch als ich dann abends ins Bett ging, denke ich an das Bild. Als ich am Morgen aufwache, habe ich nur diesen einen Gedanken: Das will ich auch! Ich möchte Au Pair in Australien sein. Ich möchte diese Sonnenuntergänge mit eigenen Augen sehen und ich möchte auf süße Kinder aufpassen, auf gesunde Kinder! Bei dem Gedanken habe ich Schmetterlinge im Bauch. Sonne, Meer, Kinderlachen! That’s it!!

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