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First Stop – Abu Dhabi

Es ist soweit, ich bin meine Reise angetreten. Überpünktlich um 16:30 Uhr sind wir ins Auto gestiegen und haben uns auf den Weg zum Flughafen Düsseldorf gemacht. Mein Flug mit erstem Zwischenstopp in Abu Dhabi sollte um 20:53 Uhr starten. Wir sind alle nervös! Die letzten Tage sind so unglaublich schnell vergangen, dass ich noch gar nicht realisiere, dass es nun schon soweit ist.

Ich sitze im Auto. Links neben mir sitzt meine Mutter. Papa fährt und Lena sitzt auf dem Beifahrersitz, weil ihr hinten immer schlecht wird. Sie ist so müde, dass sie schnell einschläft. Ich frage Mama ob es ihr gut geht und sie antwortet darauf mit ja. Sie habe sich damit abgefunden und heute sei sie komischerweise entspannt. Ich persönlich fühle mich nicht entspannt. Hier im Auto habe ich gemischte Gefühle. „Bloß nicht darüber nachdenken“, denke ich mir und schlucke den Kloß im Hals herunter. Linda und Natalie sind auch schon unterwegs, ich bekomme Updates über unsere Whatsapp Gruppe. Meine andere Cousine schreibt mir bei Whatsapp, so wie viele andere. Ich versuche alle Nachrichten noch schnell zu beantworten. Eigentlich wollte Karina auch noch kommen, aber sie wird es zeitlich leider nicht pünktlich schaffen. Schade, aber ob ich noch eine Person mehr dort aushalten könnte, die ich so vermissen werde, weiß ich nicht.

Am Flughafen angekommen entspanne ich mich ein klein wenig. Meine Schwester zieht meinen Koffer, ich trage den Daypack, meine Eltern gehen vor. Wir schauen auf die Anzeigetafeln und mein Vater findet meine Flugnummer sofort und lotst uns zum zuständigen Check-In Schalter. Meine Blase scheint das mit dem Entspannen noch nicht so mitbekommen zu haben und so flüchte ich schnell auf die nächstgelegene Toilette. Als ich sie betrete laufe ich erst einmal auf einen großen Spiegel zu. Schon komisch. Gleich soll ich also in eins von diesen riesigen Flugzeugen steigen, ganz alleine? Kaum vorstellbar!

Draußen angekommen stelle ich mich zügig in die Schlange am Check-In. Irgendwie hatte das Online Check-In nicht funktioniert, was mich kaum zusätzlich nervös gemacht hatte. Viele stehen noch nicht hier und deshalb beruhige ich mich auch dahingehend. Dieser Flug schien nicht überbucht zu sein. Ich schaue mir die Menschen an, die in der Schlange stehen. Hoffentlich habe ich angenehme Sitznachbarn. Meine Schwester steht mit mir in der Schlange an und schaut mich auf eine Art und Weise an, die ich nicht einschätzen kann. Ist sie sehr traurig? Auch sie sagte, dass es ihr eigentlich heute gut geht. Hinter uns stellen sich zwei Männer an. Einer scheint etwas älter zu sein als der andere. Vielleicht Vater und Sohn? Sie schauen zu der Reihe neben unserer und fragen sich laut, ob sie in der richtigen stehen. „Das da drüben ist die Reihe für die Leute, die online eingecheckt haben“, höre ich mich laut sagen. Manchmal sollte ich mir wirklich auf die Zunge beißen. „Ahja, das macht Sinn“, sagt der offenbar jüngere der beiden. Beide sehen mich an und ich bereue schnell, dass ich etwas gesagt habe. In den nächsten Minuten reden und reden die beiden und wir erfahren, dass sie in den Urlaub nach Thailand fliegen, die Frauen zu Hause bleiben mussten, ich musste mir anhören, dass ich ganz schön blass aussehe und wieso denn meine Familie mitgekommen sei. Soll das ein Scherz sein? Der jüngere spricht danach ca. 15 lange Minuten durchgängig von Wombats und dass er sich immer unbedingt eins im Garten halten wollte, nur sei das in Deutschland nicht erlaubt. Ich glaube, er versucht witzig zu sein. Ein Blick zu meinen Eltern, sie grinsen vor sich hin und schauen fragend. Ich zucke mit den Achseln.

Die Dame am Schalter sieht freundlich aus und deshalb versuche ich mein Glück und bitte sie um einen Fensterplatz. Sie lächelt. Na da bin ich aber mal gespannt, wo ich letztendlich sitze. Nach der Gepäckaufgabe gehen Lena und ich zu meinen Eltern und wir schlendern Richtung Security Check. An der Ecke ist ein kleines Café und dort setzen wir uns erst einmal hin, denn ein bisschen Zeit bleibt uns noch. Ich glaub ich brauch Alkohol gegen die Nervosität, also bestelle ich mir einen Hugo. Meine Eltern trinken Espresso und Lena eine Cola. Die Kellnerin ist mir irgendwie sehr sympathisch, sie erinnert mich an jemanden, den ich sehr gerne mag. 18:30 Uhr. Gegen 19:15 Uhr plane ich zur Sicherheitskontrolle zu gehen, da ab 19:50 das Boarding stattfinden wird. Oh Gott, nur noch 45 Minuten und dann ist es soweit, der Abschied naht. Ich schaue meine Eltern an und irgendwie fühlt es sich mies an. Warum mache ich das nur? Warum lasse ich hier alles und jeden zurück? In diesem Moment tut es mir unendlich leid und ich fühle mich wie der egoistischste Mensch auf der Welt. „Mir geht es wirklich gut, enttäuscht dich das?“, fragt Mama. Ehrlich gesagt bin ich froh. Wenn jetzt jemand weinen würde, weiß ich nicht, ob ich in dieses Flugzeug steigen könnte.

Gegen 18:45 Uhr treffen dann auch Linda und Natalie ein. Beide lächeln mich an und umarmen uns. Gott sei Dank, auch die beiden sehen gefasst aus. Die letzten Tage waren wirklich emotional und anstrengend und mehrmals gab es Momente, an denen ich dauernd einen Kloß im Hals und Tränen in den Augen hatte. Das scheint wohl ein normaler Prozess zu sein, aber dennoch finde ich es schrecklich. Von Vorfreude ist nicht mehr viel übrig. Was habe ich mir dabei nur gedacht?

Linda überreicht mir ein gold-gepunktetes, quadratisches Geschenk. Es sieht sehr hübsch aus. „Aber ich wollte doch gar nichts geschenkt haben!!!“, sage ich mit großen Augen. In den letzten 2 Wochen habe ich weitaus mehr geschenkt bekommen als an irgendeinem Geburtstag bisher. Und ich habe auch bestimmt 5 Mal mehr Menschen aus meinem Umfeld zum Kaffee getroffen, als sonst in 3 Monaten. Es waren sehr schöne 2 Wochen, jedoch auch sehr emotionale und nervenaufreibende! Auch Natalie drückt mir noch etwas in die Hand. Es sind 4 Briefumschläge: 1. Brief im Flugzeug, 2. Brief nach einer Woche in Australien, 3. Brief wenn du Heimweh hast oder traurig bist! und 4. Brief nach 6 Monaten in Australien. Oh man, da ist er wieder – der Kloß im Hals. Auch Lindas Augen sehen glasig aus. Bitte nicht…

Um 19:15 Uhr schaue ich auf die Uhr, eigentlich muss ich jetzt los, aber ich fühle mich nicht bereit dazu. Mama schaut mich an: „Ja dann los.“ Die Kellnerin sieht uns an und fragt, wer denn fliegen würde. Alle Augen auf mich. „Oh, ganz alleine? 1 Jahr? Wow und da möchte keiner mit?“, so oder so ähnlich sind ihre Worte. Ich höre gar nicht richtig zu…

Als wir dann an der Stelle angekommen sind, an der ich mich verabschieden sollte, kommen mir doch die Tränen. Manno, bisher waren wir alle doch so stark. Zuerst umarme ich Papa. Das Gefühl ich schrecklich. Dann Natalie und spätestens jetzt kann ich mich nicht mehr halten. Tränen laufen über mein ganzes Gesicht. Ich fühle mich hundsmiserabel! Dann Linda, dann Lena und Mama. Jetzt weinen wir alle, außer Papa. Aber ich weiß auch ihn lässt das nicht kalt. Er lächelt mich an, aber ich weiß, dass es innerlich anders aussieht. Am liebsten würde ich alle noch 10 Mal umarmen und gar nicht mehr loslassen. Warum mache ich das bloß? In diesem Moment bereue ich meine Entscheidung, auch wenn ich weiß, dass es eine gute war.

Ich gehe durch die Tür zum Sicherheitscheck und schaue noch ein letztes Mal zurück. Da stehen sie alle. Mama und Papa, Lena, Linda und Natalie. Die Menschen, die mir am liebsten sind. Und ich werde sie nun lange Zeit nicht mehr sehen. Wieder kommen Tränen. Ich gehe durch die Kontrollen und jetzt heißt es: First Stop – Abu Dhabi

 

See you soon,

goodlifestories

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